Große Vielfalt des Könnens

Der Musikverein Haltingen hat ein Frühjahrskonzert in der Kirche St. Maria gegeben. / Foto: sc

Vorsitzender Jürgen Wehrle dankte der katholischen Kirchengemeinde für die Möglichkeit, in der Kirche, „die das Klangvolumen des Musikvereines in besonderer Weise zur Geltung bringt“, das Konzert stattfinden zu lassen. „Schön, dass ihr diesen Raum nutzt“, sagte Pfarrer Gerd Möller, der sich unter den Zuhörern befand.

Die Jugend eröffnet

Das Jugendorchester eröffnete das gut besuchte Konzert mit „Innsbruck, ich muss Dich lassen“. Rockig, poppig können die Nachwuchsmusiker auch, was sie mit „Smoke on the water“ von Deep Purple bewiesen. Aber auch Filmmusik brachte das Jugendorchester mit „Jurassic Park“ zu Gehör. Für seine Darbietung gab es viel Applaus, was mit einer Zugabe honoriert wurde.

Melancholisch und freudig

Mit feierlicher Sakralmusik „Panis Angelicus“ stimmte das Aktivorchester seine Zuhörer auf sei Programm ein. 1264 wurde dieses Stück, das auch „Engelsbrot“ genannt wird, komponiert. 1921 erstmals uraufgeführt, spielten die Musiker „Ecce Sacerdos“, ein A-Moll-Stück in Kirchentonart. Gewaltige Klänge erfüllten den Kirchenraum, gleichsam einem Schrei zum Himmel, dann wieder ein Wechsel in ruhige Passagen. Hier zeigte das Aktivorchester einmal mehr die Vielfalt des Könnens.

Melancholisch, jedoch auch durchsetzt mit heiteren Passagen erklang aus der Symphonie „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák das Largo. Ganz im Kontrast, bestechend durch ausgelassene Freude und festliche Stimmung, präsentierten die Musiker „Jubilance“. Ein schwungvolles Musikstück, das in einem klangvollen, fulminanten Finale endete.

Für das Basler Tattoo war „Celtic Crest“ einst komponiert worden. Täler, Nebel, eine grüne Landschaft und der Klang der Dudelsäcke – ausdrucksstark spiegelte sich musikalisch die schottische Seele und die Sehnsucht nach der Heimat. Den quirligen Schulalltag, aber auch die Ernsthaftigkeit eines solchen, Chaos und Struktur – in „Ross Roy“ gelang es dem Musikverein, diese Gegensätze hervorragend musikalisch darzubieten.

Dann wurde es temperamentvoll. Mitreißende Marschmusik ließ vor dem geistigen Auge der Zuhörer eine Parade vorbeiziehen. Vielseitig auch das Brass-Stück „Stäl Himmel“. „Es macht viel Spaß, es zu spielen“, sagte Dirigent Ádám Jakab, bevor er die geforderte Zugabe mit „Oregon“ von Jacob de Haan dirigierte.

Nach dem abwechslungsreichen Konzert, das einmal mehr das Können und die Vielseitigkeit des Musikvereins Haltingen aufzeigte, luden die Musiker die Zuhörer zu einem kleinen Umtrunk ein.

Freude, die auf die Zuhörer übergeht

Das Frühjahrskonzert des Musikvereins Haltingen lockt zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Katholische Kirche Haltingen. Am Ende gibt es donnernden Applaus für das bunte Programm.

Dirigent Ádám Jakab und seine Musikerinnen und Musiker wurden für ihr Konzert mit viel Applaus belohnt. / Foto: Ansgar Taschinski

Von Ansgar Taschinski

In der Kirche zu spielen, sei immer etwas Besonderes. Etwas diffiziler, kurz "etwas ganz anderes", erklärte der Vorsitzende Jürgen Wehrle zu Beginn. Er dankte Pfarrer Gerd Möller, dass man die Kirche für das Konzert nutzen dürfe. "Es ist schön, dass ihr einen der Kulturräume mit Musik erfreut", antwortete Möller. Es mache immer wieder Spaß, zuzuhören und zu erleben, was die Musikerinnen und Musiker aus den Instrumenten herausholen. Sowohl das Jugend-, als auch das Aktivorchester brachten das Gotteshaus zum Klingen.

Los ging es mit dem mutigen, frischen und frechen Sound des Jugendorchesters. Im hohen Kirchenschiff klangen die gut 15 Nachwuchsmusikerinnen und -musiker gleich umso größer, während sie "Innsbruck ich muss Dich lassen" von Heinrich Isaac, "Smoke on the Water" von Deep Purple oder "Jurassic Park" spielten. Schon in seiner Kindheit sei die Titelmelodie des Dinosaurier-Dramas sehr beliebt gewesen, erklärte Dirigent Ádám Jakab. Umso mehr freue er sich, das Stück nun auch mit den Jugendlichen von heute zu spielen. Zum ersten Mal vor großem Publikum spielten Laurin Reyer an der Klarinette und Béla Völbel am Schlagzeug.

Das Aktivorchester präsentierte im Anschluss ein sehr vielfältiges Programm. Passend zum Kirchenkonzert eröffneten die Musikerinnen und Musiker mit "Panis Angelicus" von César Franck sowie "Ecce Sacerdos" des österreichischen Komponisten Anton Bruckner. Zwischen Melancholie und Hoffnung schwankte dann das Stück "Largo" aus der Sinfonie Nummer 9 "Aus der Neuen Welt" von Antonin Dvorak. Voller Jubel und Freude ging es mit "Jubilance" von James Swearingen weiter. "Wir hoffen, dass die schwungvolle Stimmung auf Sie übergeht", sagte Sarah Klein, die neben Jeremias Wehrle, Elisa Wade und Carol Tuckwell durch das Programm führte.

Es folgte eine Reise in das Land der Kelten, genauer nach Schottland. Mit "Celtic Crest" habe Komponist Christoph Walter ein musikalisches Bild der Highlands gemalt, erläuterte Tuckwell. Zurück auf die Schulbank ging es mit "Ross Roy" von Jacob de Haan. Notendruck verspürten dabei aber nur die Musiker. Mit einer hoffnungsvollen Ouvertüre, den Aufbruch ins Leben symbolisierend, endete das Stück. Mit "Hunyadi indulo" von Ferenc Erkel durfte auch ein klassischer Marsch nicht fehlen.

Schwungvoll ging das offizielle Programm schließlich mit "Stål Himmel" von Alan Fernie zu Ende. "Wir hätten da noch ein Stückchen", kündigte Dirigent Ádám Jakab an. "Es macht sehr, sehr viel Spaß zu spielen, ist vielstimmig und macht gute Laune", sagte er und versprach nicht zu viel. Die gute Stimmung übertrug sich schnell auf das im Takt nickende Publikum. Am Ende waren es schließlich nicht mehr die Trommeln, sondern der tosende Applaus, der die Kirche zum Donnern brachte.

Verein steht vor Generationenwechsel

Klangvolle Blasmusik soll auch weiterhin in Haltingen erklingen. / Foto: Kathrin Blum

Mit einem Rückblick auf die vergangenen drei "Corona"-Jahre eröffnete der Vorsitzende Jürgen Wehrle die Mitgliederversammlung des Musikvereins Haltingen. Gegen die ersten Corona-Jahre sei das vergangene Jahr 2022 schon fast wieder ein normales Vereinsjahr gewesen. Erfreulich sei, dass der Musikverein inzwischen sowohl bei der Anzahl der Musizierenden wie auch der Proben fast Vor-Corona-Niveau erreicht habe, was auch das Frühjahrskonzert im Mai und die Jahresfeier im Dezember des vergangenen Jahres möglich gemacht habe. Der Verein hat zudem bei einigen kirchlichen Anlässen, beim evangelischen Gemeindefest und beim Rock am Rhy mitgewirkt. Weitere eigene Veranstaltungen waren die Offene Probe und das Weihnachtsliederspielen, diesmal bei eisiger Kälte. Der Verein bestand 2022 aus 14 Musikschülern, 28 Aktivmusikern, 109 Passiv- und 57 Ehrenmitgliedern.

Jugendleiterin Helena Friedlein berichtete, dass das Jugendorchester insgesamt fünf eigene Auftritte absolviert habe. Auch ein Ausflug der Jungmusiker ins Laguna gehörte zum Programm. Für das laufende Jahr sind weitere Auftritte und Events geplant.

Weniger Erfreuliches berichtete Kassierer Michael Lang. Ein sehr verhaltenes Interesse der Besucher an den angebotenen Veranstaltungen, das sich leider im finanziellen Ergebnis niederschlägt, und notwendige Investitionen in Instrumente und Uniformen führten dazu, dass das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen wurde.

Erfreut war Dirigent Adam Jakab, dass endlich wieder Konzerte und Auftritte möglich sind. Das Frühjahrskonzert war das erste Konzert überhaupt, das er nach fast zweijähriger Dirigentenzeit beim Musikverein durchführen konnte.

Vorsitzender Jürgen Wehrle erinnerte daran, dass der Verein sich im Umbruch befinde, da Vorstandsmitglieder ihre Ämter aus Altersgründen niederlegen werden. Bis zu den nächsten Wahlen 2024 müssten Lösungen gefunden und Jüngere für die Mitarbeit in der Vorstandschaft gewonnen werden.

Für das Vereinsleben werben

Der Musikverein Haltingen bei seiner Hauptversammlung / Foto: sc

Der Blick auf die vergangenen Jahre und die Diskussion um die Festhalle in Haltingen waren die zentralen Themen an der Hauptversammlung des Musikvereins Haltingen.

Weil am Rhein-Haltingen (sc). Der Vorsitzende Jürgen Wehrle dankte den Musikern. Gemeinsam sei der MV Haltingen gut durch die Corona-Zeit gekommen.

Bericht des Vorsitzenden

In den Proben wurde eine hohe Anwesenheit verzeichnet. Lob gab es für Verena Fischer, die bei jeder Probe anwesend war. Der Dank galt auch Matthias Tröstl für seine Arbeit als Webmaster – neuerdings sei der MV Haltingen auch auf Instagram vertreten. Mit dem Dirigenten Adam Jakab, der anfänglich lediglich das Jugendorchester dirigierte, hat das Aktivorchester seit September 2020 wieder einen Dirigenten.

Der erste Vorsitzende beschrieb den großen bürokratischen Aufwand, der während der Pandemie betrieben werden musste. Das Jahreskonzert habe im Dezember 2021 bei der Katholischen Kirche St. Maria in einem Zelt stattgefunden. In 30 Minuten spielten die Musiker, mit viel Abstand, drei Stücke, mehr sei wegen der Kälte nicht möglich gewesen.

Dirigent Jakab habe es anfänglich schwer gehabt. Es habe lediglich ein Konzert bei der Alten Schule und das Jahreskonzert in der Festhalle stattfinden können. Dennoch: Beide Seiten hätten voneinander profitiert und viel gelernt. Jürgen Wehrle sei im MV Haltingen „der Fels in der Brandung“, sagte der zweite Vorsitzende Dennis Moser, der sich im Namen aller Musiker für den unermüdlichen Einsatz des ersten Vorsitzenden bedankte.

Jugendabteilung

Für die Jugendabteilung wurde von Ausflügen und geselligem Miteinander berichtet.

Finanzen

Auf ein fast normales Vereinsjahr blickte Kassierer Michael Lang zurück. Allerdings sei bei den Veranstaltungen die Zurückhaltung der Besucher zu spüren gewesen. In der Folge entstand ein Minus in der Kasse. Kassenprüfer Werner Sohn erwirkte die Entlastung.

Bericht des Dirigenten

Zwei große Konzerte seien im vergangenen Jahr sehr gut geschafft worden. Mit neuen Stücken konnte der MV am Jahreskonzert sein Publikum begeistern. Das Adventskonzert vor der evangelischen Kirche in Haltingen habe einen schönen Jahresabschluss dargestellt. „Die Zusammenarbeit ist musikalisch und auch menschlich sehr gut“, sagte Adam Jakab. Er könne sich vorstellen, in der Zukunft ein Kirchenkonzert durchzuführen.

Ausblick

Das Jahr 2023 soll ein Werbejahr für den MV Haltingen werden, stellte Jürgen Wehrle fest: „Wir müssen präsent sein und Werbung machen.“ Das Rahmenprogramm stehe mit dem Frühjahrskonzert und der Jahresfeier fest.

„Was wollen wir in der Zukunft?“, fragte der Vorsitzende. Die Antwort: Jeder solle sich auf verschiedene Weise einbringen. Kritisch äußerte sich der Vorsitzende in Bezug auf die Situation rund um die Festhalle. Diese bliebe weiterhin ohne Veranstaltungen, damit müsse man leben. Festhallenareal, Feuerwache, Migrantenunterbringung, hier gestalte sich die Diskussions- und Streitkultur schwierig. Im Jahr 2014 sei eine Befragung durchgeführt worden. Der gelieferte Input blieb ohne Erfolg und die Zeit laufe davon. Wehrle formulierte die Hoffnung, dass in einem Arbeitskreis ein positives Ergebnis erarbeitet werde.

Ortschaftsrat Eugen Katzenstein erklärte, der Gemeinderat habe den Ortschaftsrat wegen der Feuerwache überstimmt. Durch das Flüchtlingsthema und die Brandschutzverordnung werde alles noch erschwert. Auch stelle sich die Frage nach dem Abriss des Sägischopf. Mit Blick auf die Finanzen der Stadt Weil am Rhein sehe er kaum eine Lösung. „Haltingen und Weil am Rhein sind wie Braut und Bräutigam. Die Braut bringt das Geld in die Ehe und der Bräutigam gibt es aus“, stellte Katzenstein schmunzelnd fest. Dennoch: „Wir im Ortschaftsrat werden uns nach wie vor einsetzen.“ Es werde eine Turn- und Festhalle gebraucht. Die Festhalle stünde an einem idealen Standort, dies schon im Hinblick auf die gute Verkehrsanbindung.